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Kleine Nachlese zu den Deutschen Jugendeinzelmeisterschaften 2015

Die DEM 2015 sind zu Ende. Für Spieler, Organisatoren und Betreuer geht eine anstrengende, aber auch schöne, Woche zu Ende.

Fangen wir mit den Spielern an.

Respekt! Ich staune immer wieder, mit welcher (Selbst-)Disziplin, Belastbarkeit, Nervenstärke und gegenseitigem Respekt die Kinder und Jugendlichen zu Werke gehen. Da kann man nur den Hut ziehen, ich finde das faszinierend.

Nur ein Beispiel, bei dem ich zufällig Augenzeuge war: In der vorletzten Runde U14w spielen an Brett 3 die spätere Siegerin Lara Schulze gegen die Top-Favoritin Jana Schneider (DWZ >2000). Es sind noch acht Züge zu spielen, Lara ist in hochgradiger Zeitnot und auch Jana hat nur noch ein paar Minuten auf der Uhr. Für jeden Zug gibt es 30 Sek. Inkrement. Lara lässt die Uhr mehrfach fast ganz runterlaufen, schafft es aber immer noch alle Züge zu notieren. Ebenfalls Jana, die selbst in immer stärkere Zeitnot gerät. Zwanzig Zuschauer umlagern den Tisch und die beiden Mädchen spielen mit einer unglaublichen Ruhe und Nervenstärke ihre Züge in einer vorentscheidenden Partie um den Titel der Deutschen Meisterin. Kein Zittern der Hand, keine Hektik, alles wohlüberlegte (und aus meiner bescheidenen Sicht) gute und sinnvolle Züge in komplizierter Stellung mit gegenseitigen Chancen. Als Zuschauer bekommt man bei so viel Adrenalin in der Luft schweißnasse Hände, aber die jungen Damen scheinen obercool zu sein.

Wie lief es für die Blauen Springer?

Aus Sicht unseres Vereins ist der 19. Platz von Robert Prieb ein sehr gutes Ergebnis. Klasse! Robert darf noch einige Jahre U10 spielen und hat sich von Platz 51 im letzten Jahr schon gewaltig nach vorne gearbeitet. Da ist in Zukunft noch mehr drin. Das große Talent von Robert und natürlich auch die Arbeit mit Trainer Zoltán Nagy zahlen sich aus.

Ein Schluck zur Stärkung muss hin und wieder auch sein.

Xenia konnte die Erwartungen in der U14w mit einem guten Platz 12 (4,5/9) mindestens erfüllen. Diese Altersklasse war sehr ausgeglichen und jeder halbe Punkt musste hart erkämpft werden. Wer mal sehen möchte, wie eine Saskia Suhr aus Berlin mit einer (für sie absurden) DWZ von 821 (!) spielt, dem seien z.B. der Sieg gegen Jenny Höglauer (DWZ 1446), das blitzsaubere Remis gegen Lisa-Marie Möller (DWZ 1618) und der Beinahesieg gegen NRW-Meisterin Rebecca Browning (DWZ 1652) zum Nachspielen empfohlen. Wieder mal ein Beispiel dafür, dass DWZ-Zahlen bei den DJEM trügerisch sein können, und Spieler aus kleineren Landesverbänden mit wenigen Auswertungen oftmals hoffnungslos unterbewertet sind.

Xenia im Match gegen Jana Schneider.

Lisa-Marie landete mit 4/9 auf Platz 20, was ok ist, aber auch zeigt, dass man bei den DJEM nicht wie bestellt Punkte, sondern manchmal auch in erster Linie Erfahrung sammelt. Ungeachtet der prinzipiell guten Leistungen unserer Mädel muss man auch anerkennen, dass in anderen Vereinen ebenfalls hervorragende Jugendarbeit gemacht wird und es einfach stärkere Spielerinnen gibt.

Lisa-Marie kurz vor der Partie gegen Henrike Voss, die im Debakel endete (die Partie ;-))

“Seniorin” der Blauen Springerinnen war Carolin, die sich in der U16w mit den besten Spielerinnen Deutschlands der zweithöchsten Altersklasse herumprügeln musste. Am Ende reichten 4/9 zu Platz 13. Das ist ebenfalls ordentlich, allerdings wäre mehr drin gewesen. Manchmal liegt es nur an Nuancen, z.B. in der vorletzten Runde gegen die Zweitplatzierte Nathalie Wächter, wo Caro bei einem halben Punkt Rückstand auf Platz 3 prima stand und dann einmal daneben griff. Zack – so etwas nutzt eine Top-Spielerin wie Nathalie (rechts im Bild), die Partie kippt und ist fortan nicht mehr zu retten.

Die Platzierung von unserem ehemaligen Spieler Carsten Hecht (mit 5/9 auf Position 11 in der U18) ist übrigens auch aller Ehren wert. Kevin Schröder wird, so ehrgeizig, wie ich ihn kenne, mit Platz 9 in der U16 nicht ganz zufrieden sein. Wenn man sich aber anguckt, was für Granaten in der U16 und U18 spielen, wäre das Jammern auf ganz hohem Niveau.

Unter dem Strich kann man wieder einmal (wenig verwunderlich) resümieren, dass bei den DJEM kein/e einziger Spieler/in am Brett sitzt, der/die nicht ziemlich gut Schach spielen kann. Geschenkt gibt es da gar nichts und gerade in den höheren Altersklassen ist die Leistungsdichte ziemlich hoch.

Nun zu den Organisatoren:

Diese haben ein prima Turnier auf die Beine gestellt! Das Hotel Sauerland-Stern ist für so eine Großveranstaltung super und verfügt über fantastische Räumlichkeiten. Alle Altersklassen, sogar auch der Dabei-Cup für die Betreuer, spielten in einem riesigen Saal, in dem man vermutlich auch eine UNO-Vollversammlung abhalten könnte. Es gab keinerlei Gedränge, alles war räumlich locker und entspannt. Der Rück-Umzug nach Willingen scheint eine sehr gute Entscheidung gewesen zu sein! Vielen Dank an die vielen jungen Leute, die über eine Woche lang erstklassige ehrenamtliche Arbeit abgeliefert haben.

Zu guter Letzt zu den Betreuern und Eltern:

Für die war Vorbereiten, Nachbereiten, Zittern, Bangen, Hoffen und Trösten angesagt. Das ist auch ganz schön anstrengend! Ich habe mich vor allem über die vielen netten Gespräche mit langjährigen Weggefährten gefreut.

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